20. Weihnachtskonzert von Sauerkirsch am 23.12.2008
Wirtshaus D' Feldwies in Übersee
Zurück zur
Startseite

Nach einer Woche waren wieder alle 450 Karten im Vorverkauf verkauft und das eigentlich mit so gut wie keiner Werbung, das schafft nur Sauerkirsch mit ihrem jährlichen Weihnachtskonzert

Bericht: Ludwig Flug

Vor ein paar Tagen war es erst: Dienstag, Vorweihnachtszeit in der Nacht vor Heiligabend. Still lag der Chiemgau und ruhte nach einem hektischen Tag. Und wieder – wie nun schon seit zwanzig Jahren steht der Reit im Winkler Maschtei, der Martin Wilhelm, am 23.12. auf der Bühne der Feldwies. Vor sich im heftigen Kontrast zu der Ruhe vor der Tür ein Meer an Köpfen, von denen die Hälfte nicht einmal geboren war, als die Kultserie der heimischen Band Sauerkirsch mit dem ersten Weihnachtskonzert in der Feldwies begann. Zwanzig Jahre macht der das nun schon, ohne dass man dem das wirklich anmerkt. Die Mannschaft, die früher mit ihm war, ist inzwischen ausgetauscht und auch die neue ist jetzt schon um die zehn Jahre dabei.

Doch dass die alte Mannschaft nicht vergessen ist, davon zeugte der erste Teil des Abends.

Wo sonst der Maschtei besinnlich mit Weihnachtsgeschichten und Flötenmusik einstimmt, geht es dieses Jahr von Beginn an richtig heftig zur Sache. Es gilt eben viel in diese wenigen Stunden bis Mitternacht hinein zu packen, denn in der ersten Hälfte wird die Geschichte der Band mit den alten Mitstreitern gefeiert. Auf das Saxophon hatte die Band von frühester Jugend an gesetzt, das beweist der Saxophonist der ersten Stunde Thomas „Schleichei“ Strohmayer. Gruselig wird es mit dem ehemaligen Frontmann und Sänger Michi „Saribax“ Lermer, als der „Ich bin ein Mörder“ im Trenchcoat und mit Schlapphut gibt, äußerst eisig, unterkühlt und eisig in Gestik und Stimme. Der Maschtei hatte vorgewarnt, dass der dann folgende Edi „Da Bua“ Lengg, der damals mit Abstand Jüngste, mit seiner Gibson-Gitarre ein ganz Wilder sei. Dessen Auftritt gipfelt in einem fetzigen Gitarrensolo hoch oben auf dem Turm aus Lautsprecherboxen in Augenhöhe mit der Empore.
Als sich dann der Baladenmann Daniel „Die Taste“ Zeus der alten Mannschaft ans Piano setzt, gibt es etwas besinnlichere Minuten. Besonderen Applaus gibt es für den Ex-Trompeter Leo „Da Poid“ Hörterer, weil der der Vater der meisten, unverwechselbaren und zeitlosen Sauerkirsch-Texte ist, das Markenzeichen der Konzerte. Auch der Bassmann Jens „Da Franzos“ Hidde aus der Vorzeit fehlt nicht. Ein Gruppenbild der alten und neuen Mannschaft rundet den Blick in die Vergangenheit ab.
Und schon geht es weiter ohne jede Pause.
In diesem pickepacke vollgeladenen Musikabend gibt es weiter die Sauerkirsch-Stücke von den aktuellen Sauerkirschen.
Voller Bläser-Sound von Franz Pichl, Peter Lechner, beide Sax und Sepp Lechner, Trompete, ein gut aufgelegter Martin Wilhelm an der Front, Georg Meier, Thomas Gartner und Peter Lechner mit fetzigen Gitarren und deftigem Sound, dazu der immer präsente Pianist Markus Reiter. An der Posaune und Ziach Max Stephan.
Die Drums wie immer von Peter Janotta gefühlvoll, treibend und sicher.
Packende heftige Musik mit den Highlights aus Jahrzehnten Rockmusik, Rock and Roll, Soul, Boogie und Blues.
Davor die Texte in schönstem Bayerisch. Bayerisch, witzig und selbstironisch. „Ich geb Dir heut kein Bussi, weil Du in der Nase bohrst“, „Mit der Latten auf der Matten im Freibad im Schatten“. Das Publikum kennt sie alle und spart nicht mit Vorapplaus beim Erklingen der ersten Töne. Martin Wilhelm singt dazu mit einer ausgeprägten, kräftigen Rock-Stimme, die auch in anderen Stilrichtungen wie z.B. seinen wunderschönen Balladen gut ankommt.

Die Mitmusiker liefern dazu vielstimmigen Backgroundgesang, das Publikum ist immer mit seinem Gesang dabei.

So hoch wie es auf der Bühne her geht, so hoch auch im Saal. Das Thermometer ist längst über Wohlfühlwärme geklettert.
Dicht gedrängt das Publikum, im leichten Sommershirt schwitzend, weil ständig in Bewegung.

Heiß ist es vor allem oben unter dem Dach, wo man sich auf der Empore mit der Hitze den besten Ausblick auf die Bühne erhandelt.

Die ersten Reihen vor der Bühne wogen oder hüpfen im Takt und als das alljährlich anwesende und aufgerufene Geburtstagskind zum Stagedive von der Bühne ins Publikum hechtet, trägt ihn das sicher.

Aber auch die hinteren Reihen sind mit glänzenden Augen und wippenden Füßen engagiert dabei. Da bedarf es keiner Aufforderung. Die Texte kennen alle, auch die sind längst Kult. Da wird gesungen was das Zeug hält.

Stück für Stück fetzt von der Bühne. Mit einigen Zugaben geht es bis nach Mitternacht, ehe der Saal das Publikum wieder in die ruhige vorweihnachtliche Chiemgau-Nacht entlässt. Noch lange stehen Gruppen im Gespräch vor der Feldwies, ehe die euphorische Stimmung wieder ausklingt. Manche können schon jetzt nicht den 13. + 14. März 2009 erwarten, wenn – wieder Kult – Sauerkirsch seine beiden unplugged Konzerte auf der Staudacher Musikbühne im Gasthof Mühlwinkl geben. Zwei wohl wieder ausverkaufte Abende.



Auf der Bühne war so wenig Platz, dass Martin Wilhelm und Edi „Da Bua“ Lengg, Ausflüge auch mal auf die Boxen Türme wagten.